Kerstin Boden

 

"Risiken und Nebenwirkungen der Pilgerei: Oh ja, es gibt sie und nur selten wird davon gesprochen... und hätte ich das vorher gewusst, ich wäre trotzdem losgezogen!" 

Kerstin berichtet wie alles begann:

Aus meinen ersten zaghaften Pilgerversuchen wurden längere Touren (z. B. 2012 der Camino del Norte oder 2014 die Via de la Plata von Sevilla nach Salamanca) und dann lief ich meine Glückstour von Kamenz nach Santiago - 3120 km in 4,5 Monaten.

"Ich wollte einfach nur laufen und die Magie des Jakobsweges erspüren."

Das Erlebte konnte ich nicht für mich behalten, mein Tagebuch wurde über Amazon (ISBN 978-1797483740) veröffentlicht. Das Schreiben des Buches half mir sehr, den unerwartet plötzlichen Tod meines Papas an meinem letzten Tag der Reise in Santiago zu verarbeiten. Wir hatten uns sehr auf das baldige Wiedersehen gefreut. 

Der Buchveröffentlichung folgten Einladungen zu Vorträgen. Eigentlich kann ich "sowas" überhaupt nicht, aber zum Thema Jakobsweg wird es schon gehen.

Während meiner Pilgerreise hatte ich noch nicht einmal den Norden Frankreichs hinter mir gelassen, da wusste ich bereits, dass ich nach meiner Rückkehr eine kleine Herberge in meinem Häuschen eröffnen sollte. Ich möchte dem Weg gern etwas von dem zurück geben, was ich selbst so dankbar empfangen durfte.

Die Herberge läuft nun seit Anfang März 2020 und ich durfte bisher 71 Pilgern eine Herberge geben. Eine tolle Erfahrung!

Die verrückte Idee:

Den Hutbergturm einstricken! Aufsehen erregen für den Jakobsweg, unseren Kamenzer Hutberg und die Pilgerherberge direkt neben dem Hutbergturm! Und die braucht Hilfe. Das Objekt gehört der Stadt und wird von der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde betreut. Doch seit Corona ist das Türmerhäuschen durchgehend geschlossen. Die Pilgersaison beginnt auf dem Hutberg in der Regel Ende März und endet im Oktober, da in dem kleinen Haus das Wasser über den Winter abgestellt werden muss, sonst friert es ein. Auch die Schlafräume sind nicht beheizbar, nur der Aufenthaltsraum. Zudem gibt es nur ein Plumpsklo, Duschen fehlen.


6.240 bunte Quadrate sollen zu zwölf langen Bahnen zusammengefügt werden. Jeweils drei davon werden pro Turmseite zur Verhüllung benötigt.
Am 05.10.2020 gab es einen Termin beim Oberbürgermeister, sein JA zur Aktion war natürlich entscheidend für den Startschuss der Aktion.

Monatelang wurde deutschlandweit (sogar in Holland und der Schweiz wurde gewerkelt) gehäkelt, gestrickt, geknüpft. Das Team der fleißigen UnterstützerInnen wuchs und wuchs. Fast täglich erreichten mich Wollspenden oder Päckchen mit fertigen Quadraten.

Viele der MitstreiterInnen sind über eine Whatsapp-Gruppe organisiert. Eine tolle Möglichkeit, um sich immer wieder gegenseitig zu motivieren, informieren, Gedanken & Ideen zu teilen, neue Freunde zu finden.

Ende März musste der Häkelstopp sogar in der Zeitung abgedruckt werden. Die Häkelnadeln waren kaum zu bremsen. Die benötigten Quadrate waren schneller fertig als gedacht.

Nun sind alle zwölf langen Bahnen fertig. Das sind die vier kompletten Turmseiten. Jede Turmseite steht unter einem Motto: HERBERGE, KAMENZ, NATUR, GLÜCK.

Mein Wunschtermin für die Verhüllung des Turmes ist der 21.August 2021. Dieser Termin würde in die Festwoche unseres Kamenzer Forstfestes gut passen. Außerdem wurde der Lessingturm am 21. August 1864 erstmals eingeweiht.

Coronabedingt kann es natürlich zur Verschiebung des Aktionstages kommen.

Jetzt gilt es, die kreative Verhüllungsidee mit einer Spendenaktion für die Rekonstruktion der Herberge zu verbinden.
Genau darum bin ich HIER! Bitte öffnet euer Herz für die Pilger!